Nach 2019 hätte alles anders sein können*.
Im Jahr 2019 dominierten Umwelt, Klima und Nachhaltigkeit die Schlagzeilen. Endlich wurde öffentlich darüber debattiert, wie die Menschheit mit ihrem Planeten umgeht.
Ich erinnere an einige Themen der längst überfälligen Debatte:
- Wollen wir ernsthaft eine Energiewende?
- Was wird aus dem Auto?
- Kann man den verdurstenden Wald gießen?
- Übertreibt Greta?
- Wie breit muss ein sicherer Fahrradweg sein?
- Können die Menschen weniger Fleisch essen?
- Warum sterben so viele Arten aus?
- Was ist schlimmer: Sojahack oder Schweinehack?
- Lassen sich Flugreisen kompensieren?
- Kann man ohne Einmalgeschirr überhaupt grillen?
Kurz: 2019 schien es, als kapierte die Menschheit endlich, wie sie die Umwelt zerstört.
Und dann kam COVID-19.
Klima und Umwelt hatten kaum noch Platz in den Schlagzeilen. Die neuen Umweltschutz-Bewegungen wie Fridays for Future oder Extinction Rebellion verloren die mühsam erarbeitete Aufmerksamkeit.
Aber: Man konnte auf einmal von zu Hause aus arbeiten oder mit dem Rad zur Arbeit fahren. Der erzwungene Verzicht auf Geschäftsreisen war für die Unternehmen (mit Ausnahme der Lufthansa) noch das allerkleinste Problem. Die Berliner lernten den Erholungswert und spröden Charme von Brandenburg ganz neu zu schätzen.
Was schon mal zeigt: Es geht oft ohne Auto-Pendelei, Geschäftsreisen und Flugurlaub.
Dementsprechend sanken die CO2-Emissionen in der ersten Jahreshälfte 2020 so stark wie nie zuvor – stärker als während Finanzkrise, Ölkrise und Zweitem Weltkrieg.
Inzwischen ist vieles wieder beim Alten. Doch immerhin bietet sich momentan eine große Chance (oder als Anglizismus ausgedrückt, ein Fenster der Gelegenheit): Wir könnten die Gesundheitskrise als umweltpolitischen Neuanfang gestalten. Nämlich indem wir die Wirtschaft, die sowieso Unterstützung braucht, umweltfreundlich(er) neu aufbauen.
Dafür spricht viel. Ein ökologischer Neuanfang kann nämlich auch der menschlichen Gesundheit nützen. Schließlich stehen uns mit dem Klimawandel die nächsten Gesundheitskrisen bevor.
Das RIFS Forschungsinstitut für Nachhaltigkeit (RIFS) hat Empfehlungen für eine kombinierte Gesundheits- und Klimapolitik erarbeitet. Ich habe den entsprechenden Bericht übersetzt und kann die Lektüre nur empfehlen:
* Ich spiele hier auf das lesenswerte Buch Alles könnte anders sein: Eine Gesellschaftsutopie für freie Menschen von Harald Welzer an – auch wenn ich einen radikaleren Ansatz befürworte.
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