Die Welt sitzt zu Hause. Und irgendwann ist der Frühlingsputz gemacht, die Coronawitze wiederholen sich, der Klopapiervorrat ist vollständig. Was nun?
Ich schlage vor: Dinge reparieren!
Denn die schreckliche Coronakrise lehrt uns nicht nur viel über Hygiene und Gesundheitssysteme. Sondern auch darüber, was man tatsächlich braucht: Erstaunlicherweise funktioniert das Leben auch ohne Flugreisen. Und viele Menschen (ausgenommen Online-Shopaholics) kaufen weniger unnützes Zeug. Vorhandenes zu reparieren ist da nur ein weiterer logischer Schritt – wenn man doch eh zu Hause hockt.
Beim Reparieren gibt es grundsätzlich drei Möglichkeiten:
- selber reparieren: Ist oft einfacher als gedacht. Rat wissen begabte Bekannte und das Internet – für praktisch alles finden sich Reparaturanleitungen!
- Fachleute beauftragen: In Nicht-Coronazeiten geht man direkt ins Geschäft bzw. in die Werkstatt. Während Corona schickt man den reparaturbedürfigen Gegenstand ein. Im Internet findet man für fast alles Reparaturfachleute. Und genau solche kleinen Unternehmen sollte man jetzt mit Aufträgen unterstützen!
- ins Repair-Café gehen: Repair-Cafés gibt es inzwischen an vielen Orten. Dort erhält man in Nicht-Coronazeiten Hilfe zur Selbsthilfe – und kann die passenden Werkzeuge nutzen.
Doch was lässt sich eigentlich alles reparieren? Es folgt eine unvollständige Auflistung.
Kleidung reparieren
Kleidung ist wohl DER klassische Fall fürs Reparieren. Und aus ökologischer Sicht ist die Reparatur von Kleidung besonders nachhaltig: Die Produktion von Kleidung verbraucht nämlich riesige Mengen an Ressourcen. Außerdem werden die Textilarbeiter/-innen sehr oft ausgebeutet.
Von Hand ist die Reparatur von Kleidung aber oft mühsam – mit der Nähmaschine hingegen klappt es ganz schnell und leicht.
Wer keine Nähmaschine besitzt, leiht sich eine aus, veranstaltet (nach der Krise) in einem Haushalt mit Nähmaschine einen Nähabend oder kauft sich eine gebrauchte Nähmaschine. Übrigens: Je elektronikloser, desto einfacher ist wiederum die Nähmaschine selbst zu reparieren!
Praktischer Tipp: Loch im T-Shirt mit Nähmaschine stopfen
T-Shirt auf links drehen. Eine Falte ins T-Shirt legen, die das Loch halbiert. Jersey-Nadel einsetzen. Mit Elastikstich (bei älteren Maschinen: mit Obertransportfuß und Zickzack) um das Loch herumnähen. Dabei Anfang und Ende der Naht in flachem Winkel auslaufen lassen, damit keine Krater entstehen.
Praktischer Tipp: Knopf mit Nähmaschine annähen
Stofftransport ausschalten (auf der Stelle nähen). Zickzack so einstellen, dass die Breite genau den Knopflöchern entspricht. Aufs Gas treten. Vernähen ist nicht nötig.
Wer sich das Selberreparieren nicht zutraut oder sich die Zeit nicht nehmen will, lässt die Reparatur von Kleidung professionell erledigen. Das kostet meist nur ein paar Euro, und nicht selten ist das reparierte Kleidungsstück hinterher so gut wie neu. Besonders bei Reißverschlüssen spare ich mir das Selbermachen gern.
Praktischer Tipp: komplizierte Schäden an Kleidung reparieren lassen
Das Ende der Coronakrise abwarten. Eine Änderungsschneiderei suchen. Zur Probe ein Kleidungsstück reparieren lassen. Zufrieden: weitere Kleidungsstücke reparieren lassen; unzufrieden: weitersuchen.
Taschen reparieren
Im Fall von Taschen ist die Reparatur in Eigenregie schwieriger als bei Kleidung. Bei Taschen kommen nämlich dickere Materialien zum Einsatz, die sich oft nicht mit einer herkömmlichen Nähmaschine nähen lassen.
Daher heißt es bei der Reparatur von Taschen: Auf die To-do-Liste setzen und nach Corona auf zur Änderungsschneiderei! In manchen Fällen müssen Taschen sogar in der Schusterei repariert werden, weil die dort verwendeten Maschinen stärker sind.
Das gilt besonders für stabile Outdoor-Rucksäcke. Schuster/-innen können sogar die wichtigen Nähte an den Trägern reparieren. Und auch defekte Reißverschlüsse an Taschen und Rucksäcken lassen sich problemlos austauschen.
Sogar Koffer kann man reparieren lassen. Wenn zum Beispiel am Rollkoffer die Rollen defekt sind, gehört nicht gleich der ganze Koffer auf den Müll. Die Reparatur ist nicht unbedingt billig, aber allemal preiswerter als ein neuer Koffer.
Kleines Schmankerl: Die neuen Rollen sind oft von besserer Qualität als die Originalrollen – auch bei den teuren Marken, wie mir der Rollkoffer-Reparateur meines Vertrauens verraten hat.
Schuhe reparieren
Gerade Lederschuhe, für die ein Tier seine Haut ließ, lasse ich reparieren, um sie lange zu nutzen. Aber auch bei anderen Materialien ist es im Sinne der Ressourceneffizienz, Schuhe reparieren zu lassen.
Früher dachte ich, man könnte nur Absätze erneuern lassen. Inzwischen weiß ich, dass gute Schuster/-innen richtiggehend zaubern können! Ich habe es mir zur Gewohnheit gemacht, mich mit wirklich jedem Schuhproblem an eine Fachperson zu wenden. Oft werden Schuhe, die man schon auf dem Müll wähnte, wieder wie neu!
Was also kann die Schusterzunft?
- Absätze austauschen
- komplett neu besohlen
- Flecke entfernen
- undichte Stellen abdichten
- Löcher stopfen
- Innenfutter erneuern
Fahrradreifen reparieren
In Zeiten des Coronavirus bietet es sich geradezu an, mit dem Rad zu fahren. Das Wetter spielt auch mit, und Bewegung an der frischen Luft hat noch niemandem geschadet.
Wenn es nur das eine leidige Thema nicht gäbe: den platten Reifen am Fahrrad. Natürlich schmeißt man wegen eines Plattfußes nicht das ganze Fahrrad auf den Müll. Aber häufig den Schlauch! Dabei ist das ganz unnötig, denn (hochwertige!) Fahrradschläuche lassen sich mehrfach flicken.
Das Flicken des Fahrradschlauchs spart übrigens nicht nur Ressourcen und Geld. Es spart auch Gepäck, weil man auf Touren nur Flickzeug, nicht aber mehrere Schläuche mitnehmen muss.
1. Möglichkeit: Platten selber flicken
Das gehört nicht gerade zu meinen Lieblingsbeschäftigungen, hat aber einen großen Vorteil: Ich bleibe in Übung. Und auch wenn auf einer Radtour jemand anders eine Panne hat, kann ich aushelfen und so dafür sorgen, dass es weitergeht.
Entweder ich flicke den Schlauch direkt am Rad. Hat den Vorteil, dass ich den Schlauch nicht ausbauen muss. Kann aber etwas fummelig sein, und nicht immer lässt sich das Loch leicht finden.
Oder ich habe einen Ersatzschlauch vorbei. Dann tausche ich den Schlauch aus und flicke das Loch hinterher ganz in Ruhe. Der geflickte Schlauch wird zum Ersatzschlauch.
Praktischer Tipp fürs Selberflicken von Fahrradreifen
Vor allem im Fall neuer Mäntel Reifenheber benutzen. Das Auf- und Abziehen des Mantels kann sonst extrem schwierig sein.
Noch ein praktischer Tipp fürs Selberflicken von Fahrradreifen
Die modernen Kleber (genauer: Vulkanisierlösungen) fürs Flicken von Fahrradschläuchen enthalten andere Lösungsmittel als früher. Deshalb soll man heute den Flicken angeblich sofort aufdrücken können. Das funktioniert bei mir aber nie – der Flicken hält nicht. Erst dachte ich, die neuen Kleber taugten einfach nichts. Dann stieß ich aber bei der Recherche in Fahrradforen auf den entscheidenden Tipp: Nach dem Auftragen der Vulkanisierlösung 5 Minuten warten und erst dann den Flicken aufdrücken. Also einfach so wie früher. Funktioniert tadellos und hält seit vielen Kilometern.
2. Möglichkeit: Platten im Fahrradladen reparieren lassen
Fahrradwerkstätten dürfen trotz Corona weiterhin öffnen. Also kann man das Fahrrad einfach in die Werkstatt bringen.
Aber leider flicken Fahrradläden den Platten meist nicht, sondern tauschen den ganzen Schlauch aus. Das ist natürlich nicht nachhaltig, und deshalb vermeide ich diese Lösung, wenn möglich.
Hat man aber aus Zeitmangel nicht die Wahl, kann man sich nach der Reparatur immerhin den kaputten Schlauch geben lassen. Den flickt man bei Gelegenheit ganz in Ruhe zu Hause und verwendet ihn dann als Ersatzschlauch.
3. und beste Möglichkeit: Platten vermeiden
Ich kann nur empfehlen, „unplattbare“ Mäntel zu verwenden. Seit ich umgestiegen bin, habe ich mit viel Pech (sprich: dank einer langen Scherbe) einmal im Jahr einen Platten. Vorher hatte ich alle paar Wochen das Vergnügen.
Geräte reparieren
Bei dieser weitgefassten Kategorie gibt es nicht die eine Lösung. Doch gerade bei Geräten kann man mit Reparaturen große Mengen an Ressourcen (und Geld!) einsparen. Deshalb lohnt sich in fast allen Fällen eine Reparatur!
Generell gilt: Wann immer ein Gerät defekt ist, sollte man das Internet nach einer Lösung fragen. Einfach Gerätebezeichnung (samt Marke und Modell) und „reparieren“ in die Suchmaschine eingeben.
Eine kleine Auswahl an Geräten, die man reparieren (lassen) kann. Aber immer vorher Strom und ggf. Wasser abstellen!!!
- Waschmaschine: Besonders bei älteren Modellen ohne Elektronik hat man gute Chancen. Zum Beispiel: Wenn die Waschmaschine nicht mehr schleudert, hilft es unter Umständen, die Motorkohlen auszutauschen. Zieht sie kein Wasser, kann es am Magnetventil oder am Aquastop-Schlauch liegen. Beides kann man einzeln kaufen/bestellen und austauschen.
- Computer: Bei unverlöteten Modellen lassen sich die einzelnen Komponenten (Lüfter, Festplatte, Arbeitsspeicher) auswechseln bzw. aufrüsten.
- Mobiltelefon: Display und Akku können von Fachleuten ausgetauscht werden.
- Nähmaschine: Kann man einschicken.
- Küchengeräte: Ersatzteile lassen sich bestellen, notfalls sendet man das Gerät ein.
- Computertastatur und -maus: Nicht verzagen, wenn Tastatur oder Maus herumzickt. Meist hilft aufschrauben und reinigen. Anleitungen wie immer im Internet.
Fazit: Reparieren schont die Umwelt
Das Reparieren vorhandener Gegenstände ist ein wertvoller Beitrag zum Umweltschutz: Es vermeidet Müll und die Nebenwirkungen der Neuproduktion.
Außerdem verschafft das Reparieren wunderbare Erfolgserlebnisse. Das hebt die Stimmung – gerade wenn einem in Coronazeiten die Decke auf den Kopf fällt.
Schreibe einen Kommentar