Eines der Geheimnisse von guten Übersetzungen ins Deutsche: eine „echt deutsche“ Thema-Rhema-Struktur. Also eine natürlich klingende Verteilung von neuen und bereits bekannten Informationen im Satz.
Wenn wir als deutsche Muttersprachler reden, wie uns der Schnabel gewachsen ist, machen wir es automatisch richtig:
Bereits bekannte Tatsachen (das Thema) gehören im Normalfall an den Satzanfang, neue Informationen (das Rhema) ans Satzende. Ein Beispiel:
Das Unternehmen verringert an den Kundenstandorten die Auswirkungen auf die Umwelt.
Die wichtigste Information ist also, dass die „die Auswirkungen auf die Umwelt“ verringert werden. Wo das geschieht (an den Kundenstandorten), ist zweitrangig. Deshalb steht „die Auswirkungen auf die Umwelt“ ganz hinten.
Auf die Thema-Rhema-Struktur zu achten lohnt sich besonders bei Übersetzungen aus Sprachen mit fester Satzordnung. Dazu gehören meine Arbeitssprachen Französisch und Englisch. In diesen Sprachen wird die Satzstruktur vor allem durch die Grammatik und weniger durch die Thema-Rhema-Verteilung festgelegt. Bei der Übersetzung ins Deutsche muss man daher Thema und Rhema neu ordnen. Das vorstehende Beispiel lautet auf Englisch:
The company will reduce its environmental impact on client sites.
Folgende Übersetzung wäre ein typischer Anfängerfehler:
*Das Unternehmen verringert die Auswirkungen auf die Umwelt an den Kundenstandorten.
Dieser Satz hört sich nur deshalb unrhythmisch und „unnatürlich“ an, weil die Thema-Rhema-Struktur nicht stimmt.
Für mich als Übersetzerin ist die Thema-Rhema-Gliederung daher ein echtes Zaubermittel: Mit wenig Aufwand und völlig unauffällig verbessert sie die Lesbarkeit meiner Übersetzungen ganz erheblich.
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