Wer
- weder von Geschlechterdiskriminierung negativ betroffen ist, noch
- die leiseste Ahnung von deutscher Grammatik hat,
der sollte sich mit Äußerungen zum Gendern zurückhalten.
Nun hat aber Herr Merz einen höchst unqualifizierten Tweet zum Thema Gendern veröffentlicht – obwohl
- er sich nie ausgeschlossen fühlen muss: Er als Mann wird mit dem generischen Maskulinum sowieso immer genannt; und
- der Tweet auf peinlichste Art beweist, dass Sprache – vorsichtig ausgedrückt – nicht so Herrn Merz’ Stärke ist.
Ich zitiere Herrn Merz’ Tweet vom 17. April 2021:
Grüne und Grüninnen?
Frauofrau statt Mannomann?
Einigkeit und Recht und Freiheit für das deutsche Mutterland?
Hähnch*Innen-Filet?
Spielplätze für Kinder und Kinderinnen?
Wer gibt diesen #Gender-Leuten eigentlich das Recht, einseitig unsere Sprache zu verändern?
Das verlangt nach einer gründlichen sprachlichen Analyse!
Sprachliche Analyse des Gender-Tweets
- Die Grünen ist geschlechtsneutral – der Plural sowohl von die Grüne als auch von der Grüne lautet die Grünen. Dieses „Gender-Beispiel“ ist also komplett substanzlos.
- Niemand verlangt, Mannomann zu gendern – es gibt genug weibliche Schimpfwörter! Was Mannomann hier beweisen soll, ist mir ein Rätsel.
- Vaterland und Muttersprache zeigen ganz deutlich, wie unsere Sprache die traditionelle Rollenverteilung zementiert – und warum Gendern wichtig ist. Hier hat Herr Merz ein Eigentor geschossen.
- Hähnchen kommt von Hahn. Wenn das Filet von einem Huhn stammt, heißt es Hühnchen, nicht Hähnch*Innen. Kleiner Tipp: Ein Blick in den Duden hätte geholfen. (Übrigens gibt es kaum noch Hähnchen, weil die kurz nach der Geburt bei lebendigem Leibe geschreddert werden – ein grausamer Fall von Diskriminierung, der Herrn Merz’ Partei nicht besonders zu stören scheint.)
- Herr Merz weiß offensichtlich nicht, dass Kind einen neutralen Artikel hat: das. Dementsprechend geht es beim Gendern auch nicht um Kinderinnen. Thema verfehlt!
Lieber Herr Merz: Ihre Partei mag in Zukunft rein männlich geführt werden. Unsere Gesellschaft besteht aber immer noch zur Hälfte aus Frauen. Und wir Frauen wollen erwähnt werden, wenn Sie über uns sprechen! Das ist allerdings nicht der Fall, solange jede/-r beim Satz „Drei Ärzte warnen vor steigender Inzidenz“ drei Männer vor Augen hat.
Und damit bin ich beim letzten Punkt:
- Wer gibt diesen Männern auf Stammtischniveau eigentlich das Recht, einseitig unsere Sprache zu prägen?
PS: Ich behaupte nicht, dass Gendern Texte schöner macht. Aber man muss Prioritäten setzen.
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