Ich habe nach dem Studium als Assistentin und Übersetzerin in einem Unternehmen gearbeitet, das Software herstellte und verkaufte. Meine Aufgabe bestand unter anderem darin, zwischen Entwicklung und Vertrieb zu vermitteln.
Und das war mehr als nötig: Die Entwickler sprachen nur von den „Marketing-Fuzzies“, die eh keine Ahnung vom Coden haben. Und die Vertriebler sahen die Entwickler als Höhlenmenschen an, die bei „Baustellenlärm“ (also unter entwicklertypischer Musikbeschallung) in ihrer dunklen Höhle Bugs in die schöne Software einbauen.
Jetzt bei meiner Arbeit als Übersetzerin habe ich die „Marketing-Fuzzies“ oft vor Augen, wenn ich mit ihren Ausscheidungen den von ihnen verfassten Texten konfrontiert bin. Vor allem denglische Ausdrücke, die im Deutschen benutzt, aber im Englischen völlig fehl am Platze sind, machen mir zu schaffen.
Ein schönes Beispiel ist das Wort „Testimonial“. Ich wollte es kaum glauben, als ich zum ersten Mal darüber stolperte: In einem deutschen Text, der ins Englische übersetzt werden sollte, wurden damit Personen bezeichnet, die als Markenbotschafter fungieren. Das scheint in Marketing-Kreisen völlig üblich zu sein.
Davon abgesehen, dass es vollkommen unnötig ist, neben dem absolut eindeutigen deutschen Wort „Markenbotschafter“ eine weitere Bezeichnung einzuführen, beschreibt „Testimonial“ auf Englisch keine Person, sondern die Botschaft (oder eben das „Zeugnis“). Es wäre also ein Fehler gewesen, diesen Ausdruck in der englischen Übersetzung einfach zu übernehmen.
Mit meiner englischsprachigen Kollegin, die die entsprechende Übersetzung ausführte, einigte ich mich auf die Übersetzung als „brand ambassador“, einen etablierten englischen Ausdruck. Wer das als erster mit „Testimonial“ statt mit „Markenbotschafter“ ins Deutsche übersetzt hat, verdient wirklich einen Negativorden!
Dennoch, liebe Marketing-Fuzzies, nichts für ungut – ich übersetze Eure Texte eigentlich sehr gerne. Irgendwoher muss ich die Inspirationen für meinen Blog ja nehmen!
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