Ich habe mich vor Kurzem mit einer 14-jährigen Spandauerin unterhalten. (Für Nicht-Eingeweihte: Spandau ist ein Berliner Bezirk, der zumindest sprachliche Trends setzt.) Sie benutzte in jedem Satz wenigstens einmal das Wort „übelst“.
Und zwar nicht als Ausdruck einer Unpässlichkeit oder als Adjektiv im Sinne des Schlimmsten. Nein, sie gebrauchte „übelst“ als Adverb an Stellen, wo man bisher extrem, voll, krass, total und Konsorten gewohnt ist.
Es ergaben sich also folgende Aussagen: „Ich bin übelst müde.“ „Mir ist übelst schlecht“ (mein persönlicher Favorit). „Ich hab übelst Hunger.“ „Die hat das übelst gut gemacht.“
Um noch einmal auf das linguistisch trendige Spandau zurückzukommen: Vor vielen Jahren hörte ich hier im Bus zum ersten Mal, wie das Wort „Opfer“ als Schimpfwort benutzt wurde. Das fand ich ganz außergewöhnlich und diskutierte es lang und breit mit meinen sprachwissenschaftlich versierten, ebenfalls sehr erstaunten Freunden. Heute ist „Opfer“ absoluter Standard und gilt in harten Bezirken (ja, auch in meinem geliebten Wedding) praktisch als Kosewort.
Die Moral von der Geschicht‘: Verpass ’ne Busfahrt in Spandau nicht!
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