Ich habe in letzter Zeit viele Jahresabschlüsse vom Englischen ins Deutsche übersetzt. Was mir dabei immer wieder auffällt, ist die Vielzahl an Verben im Englischen, die als „kontrollieren“ ins Deutsche übertragen werden: „control“, „monitor“, „check“, „review“, „supervise“. Auf Deutsch kommt hin und wieder noch „prüfen“ in Frage, um etwas Abwechslung in den Text zu bringen, aber so viel Auswahl wie im Englischen hat man nicht.
Als Erklärung für diese anglophone „Kontrollsucht“ bietet sich die nach Deutschland eingeschleppte US-amerikanische Unternehmens„kultur“ mit ihren bis ins Absurde formalisierten Prozessen an.
Nur ein Beispiel: Eine Freundin von mir arbeitet als Assistentin bei einem großen ursprünglich deutschen Unternehmen, das in einen amerikanischen Großkonzern eingegliedert wurde. Seit der Übernahme wird der Teil ihrer Arbeitszeit immer größer, den sie mit den wirklich abgefahrensten Genehmigungsprozessen verbringt. Wird etwa ein neuer Mitarbeiter eingestellt, ist sie tagelang damit beschäftigt, den Werksausweis und die Zugriffsgenehmigungen für die unterschiedlichen Programme und Systeme zu beantragen. Oft dauert es Wochen, bis ein neuer Angestellter produktiv arbeiten kann.
Nur verständlich, dass sich diese Kontroll- und Genehmigungssucht in der Sprache niederschlägt – ursprünglich in der amerikanischen, aber zunehmend auch in der deutschen Sprache. Der Ausdruck „checken“ beispielsweise ist gang und gäbe. Auf diese Weise lässt sich die gute alte Kontrolle neu und harmlos verpacken.
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